Geschichte 1663 –– 1834

Prinz Friedrich von Hessen-Homburg (*1633 +1708) erwarb 1662 das Amt Neustadt und seine Ländereien. Er ließ in Hohenofen ein sogenanntes "Seigerhüttenwerk" (seigern = ausschmelzen) zur Verhüttung des hier vorkommenden Raseneisensteins errichten. Die Vorkommen wurden in der Umgebung im Tagebau gewonnen und zur Schmelze zum "Hohen Ofen" gebracht. Weil ein Hochofen ein starkes Gebläse benötigt und dafür Wasserkraft eingesetzt werden musste, ließ der Prinz einen Kanal von der Dosse bei Neustadt bis zum Bültgraben bei Großderschau ziehen, der damit zum Hauptlauf des Flusses wurde. So konnte gleichzeitig das gewonnene Roheisen über Dosse und Havel nach Berlin verschifft und den Eisengießereien zur Weiterverarbeitung geliefert werden. Etwa Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Vorkommen erschöpft und die Hütte wurde zur Silberschmelze umfunktioniert. Das Silbererz kam aus den königlichen Silbergruben bei Mansfeld und Rotenburg per Schiff nach Hohenofen. Der Betrieb musste jedoch Anfang 1833 wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt werden. Die etwa 500 Einwohner von Hohenofen sahen einer ungewissen Zukunft entgegen.

Geschichte 1834 –– 1945

1834 wurde das Gelände an die " Seehandlungs-Societät“, ein Institut der Preußischen Staatsbank, verkauft, die aufgrund des wirtschaftlichen Erfolges der „Patent-Papier-Fabrik zu Berlin“, einer AG mit Beteiligung der Seehandlung, auf dem Areal 1836-38 eine Papierfabrik bauen ließ, die an die Berliner Aktiengesellschaft betriebsfertig verpachtet wurde. 1839 waren bereits wieder 90 Beschäftigte im Werk, größtenteils Frauen. Produziert wurden Zeichen-, Schreib-, Seiden- und Tapetenpapiere. Die Papiere gingen vorrangig nach Berlin. Als Transportmittel dienten Kähne, später auch Pferdefuhrwerke. Im Gegenzug wurden Hadern (Lumpen), der damals einzige Rohstoff der Papierherstellung, nach Hohenofen geliefert. 1855 wurde die Fabrik an die Berliner Gesellschaft verkauft. Nach der Stilllegung des Berliner Werkes 1876 (bei Fortbestand der AG) wurde 1886 die Papierfabrik in Hohenofen privatisiert. Der bisherige Direktor Ludwig Kayser übernahm sie, gab sie jedoch bereits 1888 an den Papierfabrikanten August Woge aus Alfeld weiter, der die alte englische Donkin-Maschine durch eine moderne deutsche ersetzte und die Erzeugung von Feinpapieren vorantrieb. 1905 kaufte die Firma Felix Schoeller & Bausch aus Neu Kaliß in Mecklenburg die Hohenofener Fabrik und wandelte sie in eine GmbH um. 1917 gab sie die Anteile an Julius und Franz Ilig weiter. Deren Illiquidität 1929 wurde 1931 durch Zwangsvergleich beendet, doch kam die Fabrik nicht mehr durchgehend zur Produktion. 1937 war sie gänzlich am Ende. 1938 kauften Felix Schoeller & Bausch die Gesellschaft zurück und führten sie als Zweigwerk von Neu Kaliß fort.

Geschichte 1945 –– 1992

1946 wurden die drei Papiermaschinen in Neu Kaliß aufgrund von Reparationsleistungen demontiert. Aus Altteilen wurde eine neue Maschine gebaut. Hohenofen blieb erhalten und wurde 1953 mit Neu Kaliß enteignet. Dem Volkseigenen Betrieb (VEB) Feinpapierfabriken Neu Kaliss verblieb das Zweigwerk in Hohenofen. Als weitere Niederlassungen wurden die Papierfabrik in Wismar und die Vulkanfiberfabrik in Werder/H. angegliedert. Der VEB war Teil des VEB Kombinat Zellstoff und Papier, Heidenau.

Anfang der 50er Jahre wurde in Hohenofen Transparentzeichenpapier, Transparent-Lichtpausrohpapier, Extrafein-Büttenschreibpapier, Registerkarton, Spezialmanilakrepp, Rändelpapier und Packpapier produziert. Die Jahresproduktion betrug 1953 820 Tonnen. Ab 1967 wurde die Produktion in Hohenofen auf die ausschließliche Herstellung von Transparent-Zeichenpapier umgestellt, das für den Aufbau in den sozialistischen Staaten gebraucht wurde. Dieses Papier wurde in den gesamten “Ostblock”, bis nach Kuba, exportiert. Im Rahmen der für jeden Betrieb der DDR notwendigen Konsumgüterproduktion wurden z.B. auf Aluminium kaschiertes maßbeständiges Zeichenpapier (AMZ) und Pikiertöpfe hergestellt.

Geschichte 1992 –– heute

Mit der Wende brach die Produktion in Hohenofen zusammen. Fast keine Papiermaschine auf dem Gebiet der ehemaligen DDR war geeignet, unter den Bedingungen eines weltweiten Marktes wirtschaftlich zu produzieren. Feinpapiermaschinen werden i.d.R. alle fünf bis zehn Jahre total überholt und technisch auf den neuesten Stand gebracht, mit Kosten von mehreren Millionen Euro. Diese Investitionen waren in der DDR unterblieben. Vergeblich wurde noch versucht, in der Zellstoffaufbereitung Fuß zu fassen. 1992 musste das Werk schließen, 140 Beschäftigte wurden entlassen. 1994 pachtete der Kieler Papierausrüster Ernst Felix Rutsch das Werk von der Treuhand. Er wollte Papiere zweiter Wahl aufbereiten und ein Papiermuseum errichten, konnte sein Vorhaben jedoch nicht umsetzen. 2003 wurde die Papierfabrik Hohenofen als technisches Denkmal in die Denkmalliste des Landkreises Ostprignitz-Ruppin eingetragen. Ihre Bedeutung heute geht weit über Brandenburg hinaus: Sie ist die einzige historische komplett erhaltene Papierproduktionslinie Deutschlands, wohl ganz Europas. 2003 übernahm der Verein Patent-Papierfabrik Hohenofen e.V. die Trägerschaft. Er hat sich den Erhalt des technischen Denkmals und die Revitalisierung des Areals zur Aufgabe gemacht.

Sergej Horovitz, www.sergej-horovitz.de