Virtuelle Ausstellung: Papier, Spiegel, Schuhe & Kartoffeln Industrie seit 1662
Verblüffende Vielfalt in der Ostprignitz
Das industriekulturelle Erbe an Dosse und Jäglitz
Ein Beitrag von Sven Bardua
Die Prignitz gehört traditionell zu den besonders dünn besiedelten und strukturschwachen Landstrichen in Brandenburg. Dennoch (oder auch deshalb) gibt es hier eine große industriekulturelle Vielfalt – und mittendrin zwei national herausragende Technische Denkmale: die Patent-Papierfabrik Hohenofen und das Gaswerk Neustadt (Dosse). Doch darüber hinaus gibt es in der Region für Einheimische und Touristen viel zu entdecken.
Das „junge Museum“ in Kyritz, das Wegemuseum in Wusterhausen/Dosse, das Gaswerk Neustadt (Dosse) und die Papierfabrik haben daraus eine virtuelle Ausstellung, quasi eine Route der Industriekultur entwickelt. Bisher sind 35 Standorte gelistet und über eine Karte digital zugänglich. So kann sich jeder seine eigene Tour zusammenstellen, siehe: https://www.industriekultur-opr.de
Wasser, Wasser, Wasser
Die genannte Region im Süden der Ostprignitz hat stets von ihrer Lage an Dosse und Jäglitz profitiert: Denn die Flüsse dienten als Transportwege, für die Wasserkraft, lieferten Brauchwasser für die Fabriken und die Landwirtschaft – sorgten aber auch für manches Hochwasser. Der dort einst geförderte Raseneisenstein und die Wasserkraft der Dosse waren der Grund für den ersten Industriestandort dort: Seit mindestens 1663 gab es in Hohenofen ein Eisenhüttenwerk.
Als die Rohstoffe weniger wurden, siedelte die Preußische Seehandlung 1838 an dem Standort die Patent-Papierfabrik an, die ebenfalls einen hohen Wasserbedarf hatte. Und ein Stückchen flussaufwärts, im heutigen Neustadt, gab es seit 1689 eine bedeutende Spiegelmanufaktur. Sie belieferte vor allem das preußische Königshaus und andere mitteleuropäische Monarchien mit dem begehrten Luxusgut, denn die Konkurrenz saß in Wien, Mainz und Lohr am Main.
Verkehrswege und Landwirtschaft
Entscheidend für die Industrialisierung der Region im 19. Jahrhundert aber waren dann die Landverkehrswege: Die Chaussee von Berlin nach Hamburg führt durch Wusterhausen und Kyritz, die Eisenbahnstrecke zwischen den Metropolen durchquert die Kleeblattregion in Neustadt. Über weitere Bahnlinien wurden die anderen Orte an die „weite Welt“ angeschlossen.
Wusterhausen ist schicksalshaft besonders eng mit den Verkehrswegen verbunden, Kyritz dagegen ist ein herausragender Standort für die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten. Ohnehin sind zahlreiche Mühlen, Molkereien, Brennereien sowie die einst bedeutende Brauerei in Dessow bei Wusterhausen und die mindestens ebenso bekannte Stärkefabrik in Kyritz für die Region charakteristisch. Auch das einzigartige Agrarflugmuseum in Kyritz-Heinrichsfelde passt genau zu dem Ackerbürgerstädtchen.
Virtuelle Route wächst weiter
Diese Welt erschließt sich beim Lesen der Einträge. Schwerpunkte setzen dabei die vier genannten Museen mit jeweils großen Beiträgen – ergänzt um historische und aktuelle Fotos. Dabei soll es nicht bleiben: Sukzessive wird der Inhalt dieser virtuellen Route weiter ergänzt und aktualisiert.
Das Projekt wurde im Rahmen des Themenjahres „Zukunft der Vergangenheit –Industriekultur in Bewegung“ des Kulturlands Brandenburg federführend vom Verein der Patent-Papierfabrik Hohenofen e.V. entwickelt. Die anderen Träger sind der Förderverein zur Erhaltung des Gaswerkes Neustadt Dosse e. V., das Wegemuseum Wusterhausen und das „junge museum“ Kyritz.
Technische Umsetzung
Bei der Entwicklung der Webseite war es uns wichtig, dass die Daten der Webseite aus einem Content-Management-System gespeist werden. Damit auch in Zukunft die Pflege und Erweiterung der Inhalte ohne Programmierer erfolgen kann.
Einfach auf die Oberfläche klicken und bearbeiten. Im CSM kann man aus verschiedenen Medientypen: Audio, Video, Galerie und Bildvergleich ausgewählten, um eine reichhaltige und spannende visuelle Vielfalt abzubilden. Auch gibt es die Möglichkeit Inhalte aus der Datenbank oder museum digital auf der Webseite einzubinden. Leider wurde die Bandbreite der Möglichkeiten noch nicht vollends ausgeschöpft.
Umsetzung
- Sven Bardua: Redaktion der Texte und Fotografie aktueller Standorte
- Irina Maslennikova: Koordination, Kommunikation und Konzeption, Recherchearbeiten und Einbeziehung von Bürger*innen
- Juri Wolf: Programmierung und Gestaltung